Test: Kindle Paperwhite 3 (2015) – der Volks-E-Reader?
Der mit Abstand erfolgreichste E-Reader in Deutschland hört auf den Namen Kindle Paperwhite. Dieser ist nun in der dritten Generation erhältlich und will zum E-Book-Reader der Massen und Herzen aufsteigen. Doch hat Amazon an den richtigen Schrauben gedreht?
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Zwillingsoptik
Gegenüber dem Paperwhite 2 hat sich beim Nachfolgermodell zumindest optisch wenig getan. Das Gehäuse ist identisch und damit auch die Maße (169 mm x 117 mm x 9,1 mm). Einziger äußerlicher Unterscheidungspunkt: Der Kindle-Schriftzug an der Gehäusefront ist nun mattschwarz und nicht mehr weiß. Mit über 200 Gramm bringt der Kindle Paperwhite 3 zehn bis 20 Prozent mehr auf die Waage, als die gleichpreisige Tolino-Konkurrenz. Trotzdem ist das Gewicht gemessen an einem echten Buch immer noch absolut im Rahmen.
Insgesamt ist die Optik zweckdienlich. Der neue Paperwhite ist zwar etwas unscheinbar, negativ fällt er aber auch nicht auf. Das Gehäuse-Recycling hat aber auch Vorteile: So passen alle Hüllen und Skins, die dem Kindle Paperwhite 2 gepasst haben auch dem Folgemodell. Die Verarbeitungsqualität bleibt auf einem sehr hohen Niveau. Nichts knarrt oder knarzt.
Bewährte Bedienung
Auch bei der Bedienung bleibt sich Amazon treu. Bis auf einen Ein-/Ausschaltknopf finden sich keine Knöpfe und Schalter am Gerät. Ein kapazitativer Touchscreen erledigt jegliche Navigation. Dieser reagiert wie gewohnt flott und genau. Die einwandfreie Bedienung funktioniert auch deswegen so gut, weil die Kindle-Bedienoberfläche ständig weiterentwickelt worden ist und mittlerweile einen sehr guten Eindruck macht. Auch Kindle-Neulinge werden sich in der einfachen und nicht verschachtelten Menüstruktur zurecht finden.
Erstmals gibt es den Kindle Paperwhite auch mit Amazons Spezialangeboten. Die Werbeeinblendungen sind allerdings nicht wirklich störend, da sie vornehmlich auf dem Standby-Bildschirm abgehandelt werden. Wer sich dennoch daran stört, kann gegen 20 Euro Aufpreis einen werbefreuen Kindle Paperwhite bekommen.
Der Bildschirm ist der Star
Das Display kommt mit einer sehr guten Auflösung von 1448×1072 Bildpunkten auf 6 Zoll (was 300ppi entspricht (Apple würde Retina sagen)) daher. Hier ist der größte Sprung im Vergleich zum Vorgänger gemacht worden. Schon beim ersten Einschalten sieht man den Unterschied am gestochen scharfen Textbild. Die neue, optimierte Schriftart Bookerly fügt sich prima ins Gesamtbild. Bis auf den Kontrast ohne Beleuchtung ist der neue Kindle Paperwhite Bildschirm in allen Bereichen klar besser als sein Vorgänger. Das resultiert in einem sehr angenehmen Lesegefühl, auch nach Stunden.
Die Beleuchtungsqualität hat im Vergleich zum Vorgänger noch einmal zugenommen. Das betrifft sowohl die maximale Helligkeit, als auch die Gleichmäßigkeit und die Natürlichkeit der Beleuchtung. Bei der maximalen Helligkeit muss sich der Paperwhite nur dem Kindle Voyage geschlagen geben. Zwar passt sich die Helligkeit nicht automatisch der Umgebung an, dafür lässt sie sich sehr genau selbst regeln. Auch ganz ausschalten lässt sich die Beleuchtung nicht. Aber auch auf dem niedrigsten Niveau stört sie nicht. Höchstens im grellen Sonnenlicht fällt sie leicht störend ins Auge. Ansonsten ist der Paperwhite auch im Freien perfekt ablesbar. Ein echter Outdoor-Reader.
Mehr Arbeitsspeicher, identischer Prozessor
Für den neuen Kindle Paperwhite hat Amazon auch im Gehäuseinneren wenig geändert. So werkelt immer noch der bekannte, ausreichend schnelle Prozessor im Inneren. Dafür hat Amazon den Arbeitsspeicher auf 512 Megabyte verdoppelt. Den fehlenden SD-Slot versucht der Paperwhite durch 4 Gigabyte Speicherplatz zu kaschieren (3 davon sind frei belegbar). Für den Otto-Normalverbraucher ist das absolut ausreichend.
Die Akkulaufzeit von E-Book-Readern ist tendenziell nicht mit denen von Tablets zu vergleichen. Auch der neue Kindle Paperwhite macht hier keine Ausnahme. Wer nur liest, kann bis zu einer Woche problemlos ohne neuen Strom auskommen. PDF-Anzeigen und surfen verbraucht natürlich mehr Storm. Die Beleuchtung ist erfreulich stromsparend, auf der Maximalstufe ist sie für eine lange Akkulaufzeit aber natürlich nicht förderlich.
Funktionsumfang
Wenig hat sich bei der PDF-Anzeige getan. Zwar kann auch der neue Kindle Paperwhite mit PDF-Dateien umgehen, eine Paradedisziplin werden PDFs für den Kindle Paperwhite allerdings wohl nie werden. Wer viel mit PDFs arbeitet, sollte eher zu einem Tablet greifen.
Ein Internetbrowser ist ebenfalls wieder integriert. Hier hat Amazon offensichtlich in letzter Zeit weniger Aufmerksamkeit investiert. Das Surfen im Internet ist immer noch mühsam, Komfortfunktionen werden vermisst. Das betrifft allerdings nur das Navigieren, denn das Lesen selbst funktioniert wunderbar. Nervige Werbung kann im Lesemodus ausgeblendet werden. Insgesamt ist der Browser aber nicht ganz so gut, wie beispielsweise beim Tolino Shine 2 HD.
Altbekannt ist die Fixierung von Amazon auf den eigenen Kosmos. Der Paperwhite ist für den Amazon Store kreiert worden – und nur dafür. Andere E-Book-Formate können nicht gelesen werden. Wie sehr diese Entscheidung den Komfort für den Nutzer trübt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Fazit zum Kindle Paperwhite 3
Amazon hat mit dem neuen Paperwhite viel richtig gemacht. Was bereits gut war, ist gleich geblieben, und das wichtigste Element – der Bildschirm – wurde weiter optimiert. So spendiert Amazon dem neusten Paperwhite den besten Bildschirm im Bereich bis 100 Euro. Noch nie gab es auf einem Paperwhite ein so gestochen scharfes Textbild und auch die Beleuchtung ist erste Klasse. Das sorgt für ein exzellentes Lesegefühl. Wer über die Amazon-Kopierschutz-Strategie hinwegsehen kann und sich vornehmlich auf das Lesen konzentriert, für den ist der Kindle Paperwhite 3 einer der attraktivsten E-Reader auf dem Markt der noch dazu ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist.
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Noch einmal die wichtigsten Daten im Überblick:
- Ausgereift und solide
- Sehr preiswert
- Einfache und intuitive Bedienung
- Amazon-Cloud
- Etwas unausgeglichene Ausleuchtung
- Kein Sound
- Kein Epub-Support
Kurzvorstellung Paperwhite 3 („2015“) (kein Test)
(Bildquellen: Amazon, eigene)