Social Reading auf dem Kindle
„Social Reading“ bedeutet mehr als das simple Teilen interessanter Textstellen auf Facebook. Es geht dabei auch um das gemeinsame Lesen eines Buches mit anderen Käufern. Das kann interessante Einblicke eröffnen, ist aber nicht jedermanns Sache.
Gemeinsames Lesen
Der Kindle lässt sich schon seit Jahren auch mit Facebook und Twitter verknüpfen, beispielsweise um eine gefundene Textstelle direkt zu teilen. Der Tolino hat dies nicht (mehr). Wer sich dennoch gerne mit anderen Tolino-Nutzern austauschen möchte, kann eine der zahlreichen Communitys (s. u. „Hilfreiche Communitys“) wählen.
Social Reading auf dem Kindle
Bei den Kindles der aktuellen Generation finden Sie die Option „Soziale Netzwerke“ unter den „Einstellungen“ bei „Leseoptionen“. Hier können Sie Ihren Kindle mit Facebook und Twitter verbinden und dies auch wieder rückgängig machen.
Um eine Textpassage zu empfehlen, gehen Sie so vor, als würden Sie eine Textstelle markieren oder eine Notiz hinzufügen. Wählen Sie aber statt „Markieren“ „Mehr“ und dann „Empfehlen“. Haben Sie den Kanal ausgewählt (wenn Sie nicht verbunden sind, werden sie dazu aufgefordert), wird Ihre markierte Passage mitsamt einem Link zum Buch geteilt. Sie können auch eine ganze Seite empfehlen; rufen Sie dazu einfach die Menüleiste auf und klicken Sie auf „Empfehlen“.
Auch über den integrierten Browser lassen sich die sozialen Netzwerke nutzen – Facebook und Twitter befinden sich sogar per Voreinstellung unter den Lesezeichen.
Markierungen und Notizen anderer Leser
Das ist aber erst der Anfang. Die Vernetzung moderner Geräte ermöglicht es, Anmerkungen und Markierungen unter allen Lesern zu teilen. Konkret bedeutet das: Auf einer Buchseite können plötzlich unterstrichene Textstellen auftauchen, die von anderen Lesern stammen. Das ist anfangs etwas irritierend, scheint es doch, als habe man ein „gebrauchtes“ Buch gekauft. Mit der Zeit kann man aber auch einen Nutzen daraus ziehen und gerade bei Sachbüchern oder Ratgebern die zentralen Aussagen schneller erfassen.
Die Funktion ist natürlich aus Sicht von Datenschützern bedenklich, da möglicherweise auch vertrauliche Anmerkungen geteilt werden. Sie kommt in Deutschland aber ohnehin (noch) nicht richtig in Schwung. Standardmäßig ist das „Social Reading“ zwar aktiviert, und Markierungen Dritter werden angezeigt; vom eigenen Kindle gelangt aber nichts nach draußen, und das ist im Grunde auch gut so.
Wer möchte, kann seine Notizen und Markierungen aber öffentlich machen. Dafür hat Amazon eine eigene Webseite eingerichtet, die unter kindle.amazon.com/your_reading erreichbar ist. Hier kann man für jedes Buch einzeln festlegen, ob und welche Markierungen man freigeben möchte. Um selber Anmerkungen anderer Leser zu sehen, muss man einem Amazon-Nutzer bzw. -Nutzerin folgen. Melden Sie sich dazu unter http://kindle.amazon.de mit Ihrem Amazon-Konto an. Anschließend können Sie nach bestimmten Namen (etwa von Freunden) suchen oder sich prominenten Lesenden anschließen.
Öffentliche Markierungen
Standardmäßig werden öffentliche Markierungen in allen E-Büchern angezeigt.
Viele Leser stört das; die Funktion wird zusammen mit anderen Social-Reading-Optionen unter „Menü“ – „Einstellungen“ – „Leseoptionen“ – „Notizen und Infos zum Buch“ verwaltet.
Doch es ist nicht verkehrt, der Idee eine Chance zu geben. Sie können Ihre Markierungen für andere freigeben und dies für jedes Buch einzeln festlegen. Allerdings ist das zugehörige Portal unter http://amazon.com/your_reading (noch) nicht in deutscher Sprache verfügbar.
Manche Leser fühlen sich genervt von den vielen Markierungen; Sie deaktivieren die Funktionen unter „Menü“ – „Einstellungen“ – „Leseoptionen“ – „Notizen und Infos zum Buch“.
X-Ray auf dem Kindle
Die Funktionen des „sozialen Lesens“ sind nichts für Sie? Vielleicht erweist sich der eingebaute „Röntgenblick“ des Kindle als nützlicher. Die Funktion schafft vor allem bei größeren Werken einen besseren Überblick.
Mit „X-Ray“ können Sie Personen und Orte eines Romans erforschen. Durch einen Klick kann man beispielsweise Informationen zu einem Land, einer berühmten Persönlichkeit oder einer Tierart erhalten.
Romanfiguren verfolgen
X-Ray soll ein Buch durchdringen (X-Ray bedeutet im Englischen „Röntgenstrahlung“), so dass man eine bessere Übersicht über Handlung und Personen bekommt. Wenn Sie ein Buch lesen, halten Sie den Namen einer Figur oder eines im Buch erwähnten Ortes gedrückt, um das entsprechende X-Ray-Thema anzusehen. Sie können auch auf den oberen Bildschirmrand tippen, um die Funktionsleiste aufzurufen, und dann die X-Ray-Taste tippen. Anschließend sehen Sie die Verteilung der entsprechenden Begriffe in einer grafischen Aufbereitung.
Verbreitung und Nutzen
Für die Nutzung dieser Funktion ist keine Internet-Verbindung vonnöten. Nicht jedes Buch unterstützt aber „X-Ray“; es muss im Amazon-Shop explizit als „X-Ray-fähig“ gekennzeichnet sein.
Der Nutzen schwankt zwischen „überflüssig“ und „ganz brauchbar“; zur Hauptperson hat man beispielsweise schon mal mehr als 1.000 Treffer, bestimmte Orte und Nebenpersonen lassen sich damit aber gut zurückverfolgen („Wer war das jetzt noch mal?“). X-Ray lässt sich ohne „Hack“ nicht abschalten, stört in der Regel aber auch nicht.
Ob ein Buch X-Ray-fähig ist, erkennen Sie auch im Buchmenü: Ist dort mittig der Eintrag „X-Ray“ zu finden, können Sie die Technik nutzen.
Tippen Sie auf den Schriftzug oder markieren Sie ein Wort im Text. Der nun aufpoppende Dialog bietet eine Unterteilung nach Personen, Begriffen und Bildern an.
Wenn Sie einen Begriff auswählen, zeigt eine Grafik dessen Vorkommen im Buch an und Sie können direkt zu den Fundstellen springen.
Insider-Tipp: X-Ray-Formel
Wann unterstützt ein Buch X-Ray und wann nicht? Dafür gibt es eine grobe Faustformel: Alle Bücher, die sich gut verkaufen oder in der Vergangenheit gut verkauft haben, sind mit der „Röntgenfunktion“ ausgestattet. Nischentitel oder neue Werke dagegen verfügen fast nie über X-Ray. Der Grund: Amazon wählt die Bücher selbst aus und lässt diese automatisiert durchleuchten. Autoren und Verlage haben darauf keinen Einfluss. Was sich gut verkauft, wird zeitnah mit X-Ray-Unterstützung ausgestattet, was dagegen in den virtuellen Regalen kleben bleibt, bekommt auch keine Sonderbehandlung. Möglich, dass Amazon irgendwann alle Bücher mit der Technik ausstattet. Das wird wohl auch davon abhängen, wie gut die 2013 eingeführte Funktion bei den Lesenden ankommt.
Hilfreiche Communitys
Sie lesen nicht alleine ! Nach jüngsten Marktforschungsdaten besitzen mehr als vier Millionen Deutsche einen E-Book-Reader – die deutschsprachigen Nachbarn und Nutzer aus aller Welt noch nicht mitgerechnet. Sie lieben Bücher und nutzen Ihren E-Book-Reader oft und gerne? Was liegt da näher, als seine Lieblingsbücher und Empfehlungen mit anderen zu teilen und sich selbst Tipps für Lesenswertes zu holen? Wir haben einen Überblick über die wichtigsten Communitys für Sie zusammengestellt.
Booklikes
Die englischsprachige Community aus Polen bietet ihren Nutzern die Möglichkeit, zu bloggen und Rezensionen zu E-Books zu schreiben. Außerdem kann man auf Booklikes gelesene E-Books archivieren, seine Leseerfahrungen teilen und mit anderen E-Book-Lesern ins Gespräch kommen.
Büchertreff
Der deutschsprachige Büchertreff bietet seinen Mitgliedern eine Online-Buchverwaltung, Smartphone-Unterstützung, Diskussionsmöglichkeiten, eine Online-Wunschliste und eine Lesestatistik. Das ursprüngliche Hobbyprojekt wird inzwischen von mehr als 25.000 E-Book-Lesern genutzt.
Goodreads
Auf Englisch und deshalb bereits eine unglaublich große Community von mehr als 55 Millionen Nutzern: Goodreads. Es lassen sich Rezensionen schreiben und abrufen, man kann mit anderen diskutieren und seine gelesenen Bücher auflisten.
Listyourbooks
Wie es der Name schon andeutet, geht es auf der deuschsprachigen Seite Listyourbooks vor allem darum, bereits gelesene Bücher zu rezensieren und Rezensionen von anderen bei Kaufentscheidungen zu Rate zu ziehen. Daraufhin erhält man auch Tipps, die dem persönlichen Buchgeschmack dienen. Diskussioen sind natürlich auch möglich.
Lovelybooks
Hinter der größten deutschsprachigen Social-Reading-Plattform Lovelybooks steckt der Verlag Holtzbrink. Die Nutzer können hier nach neuen Büchern stöbern, mit anderen diskutieren, Rezensionen schreiben und lesen sowie an Leserunden teilnehmen.
Watcha Readin
Auf der deutschsprachigen Seite Whatchareadin können die Nutzer sich über Bücher austauschen, Listen anlegen, Rezensionen verfassen und lesen, an Leserunden teilnehmen und die Lieblingsbücher der anderen Mitglieder kennenlernen.
Fazit
Der Kindle hat spezielle Social-Reading-Funktionen, die dem Tolino fehlen, aber ohne Verlust mit entsprechenden Communitys ausgeglichen werden können. Lediglich für X-Ray gibt es keinen adäquaten Ersatz.